Erlebnisse, Eindrücke und praktische Tipps
Ruedigers Jakobsweg
Jetzt erzähle ich doch von meinem Jakobsweg und meinen Erfahrungen auf dem Jakobsweg. Dabei hatte ich das eigentlich gar nicht vor. Ich wollte den Weg einfach für mich gehen. Einfach unterwegs sein und meine Gedanken spazieren tragen. Vielleicht haben mich ja die anderen Berichte vom Jakobsweg inspiriert. Vor allem der Blog Nadine Walks hat mich fasziniert. Nadine schreibt auf Englisch, aber in so einer leichten und mitreißenden Art, dass ich überhaupt keine Probleme hatte, ihr zu folgen. Folgen gilt dabei im doppelten Sinne: Ihrer Erzählung zu folgen und zu verstehen, aber auch gleichzeitig das Gefühl zu haben, Nadine auf ihrer Reise zu folgen. Vor allem während der Corona-Zeit, als ich nicht selbst unterwegs sein konnte, bin ich praktisch in Gedanken gereist. Das hat mir sehr gut getan!
Aber jetzt bin ich schon mittendrin. Wir haben jetzt, wo ich es schreibe, September 2021. Los gings im Juni 2017. Und ich bin auch noch lange nicht in Santiago de Compostela geschweige denn in Finisterra angekommen. Das liegt auch daran, dass ich in Etappen gehe und wirklich daheim von der Haustür losgegangen bin. Daheim ist in Otterfing, in Bayern, auf halbem Weg zwischen München und dem Tegernsee. Im Moment habe ich den Weg gerade mal bis Fribourg in der Schweiz geschafft. Ungefähr 2000 km liegen noch vor mir. Während ich die Berichte aus den vergangenen Jahren, rein aus der Erinnerung schreibe, habe ich mir für meinen Jakobsweg 2021 – quer durch die Schweiz von Einsiedeln nach Fribourg – Notizen gemacht, die ich jetzt nutzen kann. Weil sich der Gedanken verfestigt hat, ich könnte ja einen Blog machen.
Manche Erinnerungen an die vergangenen Jahre sind allerdings so lebendig, als hätte ich es gerade erlebt. Genauso habe ich aber bestimmt auch einige interessante Begebenheiten bereits wieder vergessen. Es wird also wahrscheinlich etwas selektiv sein. Aber das tut der Geschichte ja keinen Abbruch. Es soll eh keine Chronik werden. Sondern meine Eindrücke widerspiegeln und meine Gefühle, vor allem aber meine Erlebnisse wach halten. Und wer weiß: Vielleicht kann ich ja den einen oder anderen inspirieren, sich auch auf seinen (Jakobs-) Weg zu machen!
Wie alles begann
Tja, wie begann mein Jakobsweg, „Ruedigers Jakobsweg„? Und wann begann er? Das ist gar nicht so einfach zu sagen. Ich habe bestimmt 2015 angefangen, mich damit zu beschäftigen. Da lief auch der Film „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling und rückte das Thema mehr ins Bewusstsein. Der Film und die Diskussionen darum haben mich sehr interessiert hat, auch da ich sehr Spanien-afin bin und 1986 für ein paar Monate in Spanien und studiert und gelebt habe. Und seit der Zeit immer noch gute Freunde in Spanien habe. Freunde und Bekannte in Deutschland sprachen zunehmend über den Jakobsweg und einige überlegten, das doch auch mal zu machen. Meine beste Freundin machte sich dann auch auf den Camino Portugues. Ich habe zu der Zeit viel gearbeitet und fühlte mich manchmal etwas müde im Kopf. So reifte mit der Zeit in mir der Gedanke, den Weg auch mal zu gehen. Mit der Hoffnung, den Kopf wieder frei zu bekommen!
Aber 6 Wochen Auszeit nehmen, nach St. Jean Pied de Port fahren und nach Santiago zu pilgern, war gar nicht so einfach. Da war zum einen der Job, zum anderen meine Frau und mein Sohn, denen man ja auch nicht so einfach sagt: „Ich bin dann mal weg“! Und vielleicht gefiel es mir ja auch gar nicht, jeden Tag 20-30 km durch die Gegend zu wandern? Sollte ich dann nach sechs Tagen meine Sachen packen und wieder heimfahren?
Heutzutage lässt es sich ja leicht im Internet recherchieren und es ist einfach, sich die Erfahrungen anderer Pilger anzuschauen. Dabei wurde mir schnell klar, dass es ja nicht nur den berühmten Camino Frances gibt, den Jakobsweg von St. Jean Pied de Port nach Santiago. Sondern es gibt Jakobswege quer durch Europa und man kann problemlos von Skandinavien bis Spanien pilgern. Auf diese Weise entdeckte ich dann auch den Münchner Jakobsweg, der vom Alten Peter in München bis zum Bayrischen Löwen in Lindau am Bodensee führt. Vor allem die Webseite von Monika und Reinhold Hanna hat mir da sehr weitergeholfen. Ich habe mich später auch mal per E-Mail bei ihnen bedankt für die Inspiration.
Somit war klar, dass ich „klein“ anfange. Ich gehe einfach mal daheim los. Denn auch die Entscheidung, ob ich mit der S-Bahn nach München fahre und dann dort starte oder ob ich tatsächlich an meiner Haustüre die Pilgerreise starte, war schnell gefallen. Es sollte „mein“ Jakobsweg werden, also bin ich von meiner Haustüre in Otterfing losmarschiert.
Was ich auf dem Münchner Jakosbweg erlebt habe, könnt ihr hier lesen.