Schweizer Jakobsweg – Tag 17

Schweizer Jakobsweg – Tag 17

Donnerstag, 19.05.2022: Von Lausanne nach Bursinel (35 km)

Ich hatte am Abend vorher mir schon meine Übernachtung für heute reserviert. Ich hatte mir eigentlich ein Pilgerzimmer in Perroy rausgesucht. Dort war allerdings nichts mehr frei. Ich bekam jedoch die Telefonnummer einer Freundin der Wirtin, die gerne ein Zimmer vermietet. Es wäre nur 3 Km weiter. Also rief ich da an und sprach mit einer sehr netten älteren Dame aus Bursinel. Wir verabredeten, dass ich mich bei ihr melde, sobald ich an der Kirche in Bursinel ankomme. Ihr Haus sei etwas abseits des Weges und sie würde mich dort abholen. Das war also geklärt.

Da bei mir im Zimmer die ersten Leute eh schon früh wach waren und sich fertig machten, war auch ich schon um 6:30 fertig, um zum Frühstück zu gehen. Zu der Zeit sah ich schon die erste Pilgerin aus der Herberge gehen. Ich war bereits um 7:30 Uhr auf dem Weg, was für mich wirklich früh ist. Aber angesichts der Hitze und gut 30 km Weg, schien mir das keine schlechte Idee zu sein.

Der Weg war den ganzen Tag ziemlich flach, ohne größere Steigungen und ging immer am See entlang. Es war häufig die Uferpromenade, was ich eigentlich nicht so besonders mag, aber es ging auch immer wieder durch einen See-nahen Wald mit kleiner Pfaden, so dass der Weg im Schatten war und sehr ok war.

Gegen späten Vormittag kam ich nach Morges, eine kleine Stadt mit netter Fußgängerzone. Genau richtig, um sich bei einem Espresso und einem Croissant im Straßencafé gemütlich zu machen.

Später sah ich in einiger Entfernung auch die Pilgerin wieder, die ich in der Früh aus der Herberge hatte gehen sehen. Da ich dann aber erstmal Mittag und Picknick machte, kam ich ihr nicht näher.

Kleingartenanlage
Killerbienen am Weg – ich habe es überlebt!

In der Folge immer wieder durch kleine Ortschaften mit netten kleineren Burganlagen und es war ein sehr kurzweiliger Weg. Die Webseite, die ich zur Planung meiner Tagesetappen nutzte, schlug eine Umgehung von Allamann vor, wenn man dort nicht übernachten wollte. Da die Umgehung auch nicht kürzer war, als durch Allamann zu gehen, entschied ich mich, Allamann mitzunehmen. Dort gab es das Chateaux D’Allamann, was aber im Privatbesitz ist und einen sehr abgeschotteten und nicht sehr willkommensfreundlichen Eindruck machte. Das galt irgendwie für ganz Allamann, so dass der Besuch nicht wirklich lohnte.

Perroy, mein ursprünglich angedachter Etappenort lag etwa 3 km hinter Allamann. Bursinel, wo ich hinmusste entpuppte sich dann aber als doch nicht so nah, wie am Telefon versprochen. Statt 3 km war es fast 7 km entfernt. Was sich wenig anhört, heißt zu Fuß halt etwa eine Stunde mehr. Da es wieder sehr heiß war, war ich zunächst etwas besorgt. Ich merkte aber schnell, dass ich genügend Energie hatte, auch diese zusätzlichen Kilometer zu machen.

Kurz vor Bursinel überholte ich dann zwei Pilger, die sich als Bernadette und Josef herausstellten, die ich bereits am ersten Tag kurz hinter Fribourg getroffen und kurz gesprochen hatte. Josef war ehemaliger Fliesenleger und Steinmetz, bereits 75 Jahre alt, aber noch topfit. Da hoffe ich dann immer, dass ich in dem Alter auch noch so gut beieinander bin.

Die beiden fragten mich, wo ich übernachten würde, da sie noch nichts reserviert hätten. Ich erzählte von der alten Dame und dass sie mich bei der Kirch abholen würde. Ich bot an zu fragen, ob sie auch Platz für drei Personen hätte. Die alte Dame überlegte kurz und willigte dann ein, uns alle drei mit- und aufzunehmen. Mit dem ganzen Gepäck passten wir gerade so rein in ihren kleinen alten Toyota.

Sie fuhr mit uns bis an das Ufer des Genfer Sees und sie hatte ein kleines Häuschen auf einem Grundstück tatsächlich mit Zugang zum See. In der Nachbarschaft standen prächtige Villen und sie erzählte, dass ihr Nachbar ein sehr berühmter Rally-Fahrer sei, nämlich der mehrfache Weltmeister Sebastien Loeb. Sie selbst aber war alles andere als reich. Sie und ihr Mann hatten bei der Post in Genf gearbeitet und sie hatten das Grundstück von den Eltern ihres verstorbenen Mannes übernommen, die einfache Fischer waren. Das Haus war auch nicht besonders groß, aber sehr nett hergerichtet. Sie bot mir an, dass ich gerne ein Bad im Genfer See nehmen könnte, was ich natürlich nicht abschlagen konnte. 😊

Der Abend war sehr lau und wir saßen noch einige Zeit zu viert im Garten zusammen. Obwohl ich der einzige Nicht-Schweizer war, war ich der Einzige, der sowohl Deutsch als auch Französisch konnte. Ich war neugierig, warum das so ist und ob die Schweizer nicht jeweils die anderen Landessprachen in der Schule lernen mussten? Bernadette und Josef erklärten mir, dass es ihnen reiche, die meisten anderen Schweizer zu verstehen, da die Mehrheit eh Deutsch spricht. Unsere Gastgeberin, die zumindest ein wenig Deutsch sprach, beklagte, dass Deutsch zum einen sehr schwer zu lernen wäre und selbst wenn sie Deutsch in der Schule lernen, sie ihre Landsleute aufgrund des zum Teil heftigen Dialektes trotzdem nicht verstehen würde. Bewundernswert, dass die Schweizer trotz der verschiedenen Sprachen eine Nation sind, die sich dann im Zweifelsfall doch alle als Schweizer verstehen.

Bernadette und Josef verabschiedeten sich am Abend dann schon von mir, da sie am nächsten Tag schon früh aufbrechen wollten. Obwohl wir in einem Zimmer übernachteten, muss ich zugeben, dass ich sie am nächsten Morgen nicht hörte, als sie zusammengepackt haben.

Praktische Tipps

Informationen zu möglichen Übernachtungen in dieser Gegend gibt es auf der Webseite zum Schweizer Jakobsweg.

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