Münchner Jakobsweg – Tag 12
Sonntag, 26.05.2019 Von Weiler nach Lindau (29 km)
Mein letzter Tag auf dem Münchner Jakobsweg begann also für meine Verhältnisse schon sehr früh um 7:30 Uhr. Ich hatte lange überlegt, welchen Weg ich bis zum Bodensee nehmen sollte. Einer ging über den Pfänder noch mal auf über 1000 Meter hoch, der andere durchs Tal über Sigmarszell. Eigentlich reizte mich der Berg, aber da ich die ersten Tage beim Bergabgehen ziemliche Knieschmerzen hatte, ersparte ich mir den Weg über den Pfänder, der am Ende noch mal etwa 600 Höhenmeter bergab erforderte. Die ersten knapp 10 km war es eh egal, weil die Abzweigung erst in Scheidegg kam.
In Scheidegg kam ich gegen 9:30 Uhr an, als die Kirchenglocken zum Hochamt läuteten. Aber ich muss zugeben, dass mich die Bäckerei mit Café gegenüber der Kirche an diesem Vormittag mehr anzog und ich mir dort ein zweites Frühstück gönnte. Das war auch gut so, denn in der Folge war es schwierig mit der Verpflegung.
Ein paar Kilometer hinter Scheidegg gab es dann noch eine freudige Überraschung: Ich sah zwei Pilger vor mir, die sich beim Näherkommen als Thomas und Marianne entpuppten. Wir begrüßten uns herzlich und freuten uns, dass wir uns doch noch mal trafen. Sie hatten sich nach ihrer Taxifahrt Zeit gelassen und ich hatte den Tag mit meinem Pensum aufgeholt. Es war ihr letzter Tag, da sie ja nur bis zum Bodensee wollten. Da ich schneller unterwegs war, wünschten wir uns einen „Buen Camino“ und verabschiedeten uns endgültig voneinander.
Es war ein relativ warmer Tag und ich hatte gegen Mittag wirklich Hunger und vor allem Durst. Meine Hoffnung war Sigmarszell, weil es mir der größte Ort auf dem Weg schien. Tatsächlich gab es dort eine Pizzeria, die aber leider geschlossen hatte. Auch ein paar Leute aus dem Ort, die ich fragte, wussten kein offenes Gasthaus. Also machte ich mich auf Richtung Wald, um weiter zum Bodensee zu wandern. Kurz vor dem Wald nahm ich aber ein paar mir sehr bekannte Töne wahr. Zuerst noch sehr leise, aber dann immer deutlicher wurde mir klar, dass da irgendwo ein Fußballspiel lief.
Tatsächlich lag ein Fußballplatz am Weg. Als passionierter Fußballer und Trainer wusste ich, dass es beim Fußballspiel bestimmt etwas zu trinken gibt. Und tatsächlich hatte der Verein ein prächtiges Stüberl am Sportplatz, das während des Spiels auch geöffnet hatte. Nachdem ich dem jungen Kerl hinter der Theke erklärt hatte, wie man einen „Russen“ macht, hatte ich tatsächlich eine Mass „Russ“ vor mir stehen und ich genoss es , auf der Terrasse zu sitzen, das Fußballspiel anzuschauen und mein kühles Getränk zu genießen.
Ich erntete ein paar neugierige Blicke von den heimischen Zuschauern, was das wohl für einer war, der sich da das Spiel anschaute. Als der Schiedsrichter zur Halbzeit pfiff, machte ich mich dann aber doch auf, die restlichen Kilometer in Angriff zu nehmen. Ich muss zugeben, es war eine wunderbare Abwechslung auf dem Jakobsweg und musste mal wieder daran denken, dass es immer heißt: „Der Weg sorgt für Dich!“
Es dauerte dann auch nicht mehr lang, bis ich zum ersten Mal den Bodensee erblickte. Dazu muss ich eine Besonderheit erwähnen. Ich bin nämlich in Bodensee geboren und aufgewachsen. Der Ort Bodensee, aus dem ich stamme, hat allerdings nichts mit dem Bodensee zu tun, sondern ist ein kleines Dorf in Niedersachsen in der Nähe von Göttingen. Aber deswegen hat „der“ Bodensee für mich irgendwie einen ganz besonderen Klang 😊.
Es ging in der Folge noch durch die Randgebiete von Lindau und es dauerte etwa eine Stunde, bis ich an meinem ersten großen Etappenziel ankam: Der Bayrische Löwe direkt am Bodensee kennzeichnet das Ende des Münchner Jakobsweg. Der Münchner Jakobsweg ist übrigens wirklich großartig und ich kann ihn jedem empfehlen, der das Abenteuer Jakobsweg mal in Deutschland ausprobieren möchte. Es gibt zwar nur wenige Pilgerunterkünfte aber doch immer bezahlbare Übernachtungsmöglichkeiten am Weg. Die Landschaften sind abwechslungsreich mit wunderschönen Highlights, die es lohnt, zu entdecken.
Ich freute mich dann sehr als auch Marion auftauchte, mit der ich die nächsten Tage noch den Schweizer Jakobsweg bis nach Einsiedeln laufen wollte. Ich hatte natürlich sehr viel zu erzählen und nach Kaffee und Kuchen in der Nähe des Hafens nahmen wir dann die Fähre über den Bodensee nach Rorschach in der Schweiz, wo es am nächsten Tag weiterging.
Praktische Tipps:
Wen es interessiert: Informationen über den Ort Bodensee, in dem ich geboren und aufgewachsen bin. Kleiner Fun Fact am Rande: 6 km weiter liegt ein weiteres Dorf, das Lindau heißt.
Da es das Ende des Münchner Jakobswegs ist: Ich habe mir viele Informationen zum Weg besorgt auf der Webseite von Monika und Reinhold Hanna. Wirklich empfehlenswerte Seite.
Für mich ging es danach in der Schweiz weiter. Deshalb habe ich in der Jugendherberge in Rohrschach auf schweizer Seite übernachtet. Nette Herberge, aber nicht wirklich günstig.