Münchner Jakobsweg – Tag 11

Münchner Jakobsweg – Tag 11

Samstag, 25.05.2019 Von Weitnau nach Weiler (30 km)

Nach gutem Frühstück in netter Gesellschaft ging es für mich erneut etwa 30 km über Wilhams, Simmerberg bis nach Weiler. Es war ein wunderbarer Samstag, bei dem alle Menschen, denen ich begegnete, sehr entspannt wirkten. Die Wege durch das Allgäu sind wirklich traumhaft, mit vielen netten Überraschungen am Weg, wie der Parkbank mit Parkuhr oder der Wegstock mit dem heiligen Josef. Beim heiligen Josef musste ich an meinen Vater denken, der Tischlermeister war und schon deshalb den heiligen Josef verehrte. Außerdem gab es im Nachbarort Renshausen jedes Jahr die Männerwallfahrt zum Hl. Josef, zu der ich meinen Vater häufig begleitete.

Brauche ich Kleingeld für die Parkbank?
Kurz innehalten am Wegesrand

Eine nette Begegnung hatte ich dann am Vormittag bei Aigis, als mir eine Mutter mit zwei Kindern entgegen kam. Einer der Jungs, vielleicht 9 oder 10 Jahre alt war schon vorgelaufen und grüßte mich ganz freundlich. Etwas überrascht über so viel Offenheit bei dem kleinen Kerl blieb ich stehen und fragte den Jungen, wo sie so früh schon herkommen. Ganz aufgeregt erzählte er mir, dass sie ein Kälbchen zum ersten Mal zur Mutterkuh auf die Weide gebracht haben. Es muss eine wirklich aufregende und schweißtreibende Angelegenheit gewesen sein, denn das Kälbchen hatte sich wohl etwa störrisch gezeigt. So störrisch, dass der Freund der Mutter seinen Gürtel abmachen musste, um das Kälbchen daran zur Weide zu führen, wie mir der Junge ganz begeistert berichtete. Dann fragte er, was ich mache und wo ich hin wollte. Ich erzählte ihm vom Jakobsweg und dass ich heute noch bis Weiler gehen wollte. Weiler fand er toll, weil die Mutter von dem Kälbchen wohl mal aus Weiler gekommen war. Und den Weg fand er auch so spannend, dass er das unbedingt auch mal machen wollte, wenn er älter wäre. Ich bin gespannt, ob ich da wirklich einen jungen Pilger gewinnen konnte.

Der Tag war auch deshalb sehr schön, weil ich zur Mittagszeit am Käse- und Hoflädle in Stiefenhofen vorbei kam. Hier konnte ich mich mit Brot, Wurst und Käse versorgen und eine perfekte Brotzeit machen.

Perfekt für die Mittagspause
Stärkung für den Rest des Weges

Beeindruckende Mariengrotte am Weg
Kirchentür beschlagen mit Hufeisen – weil hier früher die Kutscher gebetet haben, dass sie mit ihren Pferdefuhrwerken den steilen Berg schaffen

Auch sonst war es einfach ein wunderbarer und abwechslungsreicher Weg, der mich dann am Nachmittag noch zu einem Stück Kuchen beim Cafe Mangold in Simmersberg Weiler führte. Übernachten wollte ich bei Felisa Casal, einer alten Dame, die mir als sehr nett beschrieben worden war. Sie bewohnt ein kleines Haus, dass sie trotzdem für die Pilger öffnet, vielleicht auch, weil sie sich dadurch etwas dazu verdienen kann. Ich war zum Glück allein in meinem Zimmer, denn es hätte wohl auch sein können, dass noch jemand Fremdes dazu kommt. Dazu wäre mir das Bett dann doch etwas zu klein gewesen.

Weitblick in die Alpen
Da muss man einfach stehen bleiben

Es war aber sehr spannend, was die alte Dame so zu erzählen hatte. Sie war Spanierin und war in den 60er Jahren allein nach Deutschland gekommen. Sie hatte verschiedene Jobs, sicher nicht immer ein leichtes Leben, war trotzdem oder gerade deswegen sehr freundlich und aufgeschlossen. Wo sie allerdings nicht mit sich handeln ließ, war, dass ich um 7:00 Uhr Frühstück bekam und um 07:30 Uhr spätestens das Haus verlassen musste, da sie dann in die Kirche ging. Naja, wenn es so sein musste, dann war es so. Es hat ja auch was für sich, früh unterwegs zu sein.

Praktische Tipps:

Ein lohnenswerter Halt ist auf jeden Fall das Käs- und Hoflädle in Stiefenhofen. Wenn es nicht passt, dass man gerade zur Mittagszeit dort ist, lohnt es sich auf jeden Fall für später etwas mitzunehmen und dann ein Picknick zu machen.

Auch das Cafe Mangold in Simmersberg Weiler hat mir gut gefallen. Der Kuchen war sehr gut und die Bedienung sehr zuvorkommend.

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