Schweizer Jakobsweg – Tag 8

Schweizer Jakobsweg – Tag 8

Montag, 21.06.2021: Von Beckenried über Stans bis zum Kloster Bethanien (25 km)

Der nächste Tag begann mit einem wirklich guten Frühstück im Bed and Breakfast Bauernhof Bächli. Beim Frühstück traf ich auch zum ersten Mal Martin und Magdalena, Vater und Tochter aus St. Gallen, die gemeinsam ein Stück auf dem Jakobsweg pilgerten. Wir sprachen nur kurz miteinander, weil die beiden sich schon kurz nach meinem Eintreffen zum Frühstück auf den Weg machten. Auch ich startete kurze Zeit später in einen herrlichen Tag.

Wenn der Tag einen so begrüßt, macht das Pilgern gleich noch mehr Spaß!
Neuseeland hatte ich jetzt nicht erwartet
Mittelpunkt der Schweiz

Nach etwa einer Stunde kam ich an einer kleinen Käserei vorbei, wo ich mich mit sehr leckerem Käse eindeckte. So war auch die Verpflegung zur Mittagszeit gesichert 😊.

Mittagsjause mit großaertigem Käse

Kurz hinter Stans liegt St. Jakob mit der St. Jakobskirche. Sie liegt zwar etwa 300m abseits des Hauptweges, aber an St. Jakob kann man auf dem Jakobsweg nicht vorbei gehen. Ich ging in die Kirche und schaute mich neugierig um. Klar, dass bei dem heißen Wetter ein Hinweis auf den St. Jakobsbrunnen vor der Kirche meine Aufmerksamkeit erregte. Ich ging dann nach draußen und suchte den Brunnen, der ich aber trotz der Beschreibung in der Kirche nicht finden konnte.

Die St. Jakobskirche in St. Jakob
Da geht einem das Herz auf 😊

Da kam ein Mann auf mich zu und fragte, ob er mir helfen könne. „Ich suche den Jakobsbrunnen“, sagte ich. „Oh, den haben wir verlegt, der ist jetzt etwas unterhalb des Kirchenvorplatzes.“ Er zeigte mir den Brunnen und ich fragte ihn, ob er der Pfarrer der Kirche sei. „Naja“, sagte er, „Pfarrer bin ich nicht, aber ich bin hier der Pfarramtsleiter.“ Er fragte mich dann, ob er mich auf einen Kaffee einladen könne. Bei Kaffee kann ich natürlich nicht nein sagen 😊. Er hatte zwar wenig Zeit, weil er einen Termin mit vier Damen aus der Pfarrgemeinde hatte, um organisatorische Dinge zu den Messen in den nächsten Wochen zu besprechen. Die warteten auch schon im Gemeindehaus auf ihn und bevor die liturgische Runde beginnen konnte, setzten wir uns auf einen Kaffee zusammen. Die Damen waren neugierig über meinen Jakobsweg und es war ein kurzweiliges Geplauder, bis ich dann aufbrach, um meinen Weg fortzusetzen und die Amtsgeschäfte nicht weiter zu stören.

Von St. Jakob ging es weiter an vielen einzeln liegenden Höfen vorbei. Bei dem guten Wetter am Wochenende hatten alle ihr Heu gemacht. Aber was kommt nach dem Heu? Die Jauche ausbringen und die Wiesen neu zu düngen! Es war auf jeden Fall ein sehr geruchsintensiver Weg 😐.

Immer eine schöne Abwechslung und Grund für eine kurze Pause

Es war bereits später Nachmittag, als ich die ersten Blicke auf den Sarner See ergattern konnte. Ich hatte für den Abend nichts vorgebucht, da ich davon ausging, dass rund um Flüeli ausreichend Betten für Pilger vorhanden sind. Dazu hatte ich mir grob das Kloster Bethanien zur Übernachtung ausgewählt und als ich dort gegen 16:30 Uhr ankam, war es auch kein Problem, dort ein Zimmer zu bekommen. Am Ende hatte ich hatte dann ein großes Pilgerzimmer mit 5 Betten für mich allein.

Der erste Blick auf den Sarner See
Kapelle im Kloster Bethanien

Ich nutzte die Zeit bis zum Abendessen noch, um mir die Nikolauskapelle anzuschauen, die etwa 1,5 km entfernt war. Als ich mich dann zurück Richtung Kloster machte, zog es bereits bedrohlich zu und es sah schwer nach Gewitter aus.

Gruselige Gestalten in der Kirche
Es zieht langsam zu

Ich kam noch sicher und trocken zum Kloster. Aber etwa 30 min. später begann ein heftiges Gewitter. Ich war froh, dass ich mir das gemütlich von innen durch die großen Panorama-Scheiben des Speisesaales anschauen konnte.

Gut, dass ich das Gewitter von innen betrachten konnte

Und im Speisesaal war ich nicht allein. An einem Tisch saßen bereits Martin und Magdalena, die ich am Morgen beim Frühstück kurz gesprochen hatte. Sie baten mich an Ihren Tisch und es wurde ein wunderbarer, kurzweiliger Abend. Martin war pensionierter Polizist und Magdalena hatte zunächst Krankenpflege studiert, um dann nach ein paar Jahren ihrem Vater nachzueifern und auch zur Polizei zu wechseln. Sie waren von St. Gallen aus aufgebrochen und pilgerten ein paar Tage gemeinsam auf dem Schweizer Jakobsweg.

Praktische Tipps

Das Kloster Bethanien ist sehr schön und wird gemeinsam von den Dominikanerinnen von Bethanien und der Gemeinschaft Chemin Neuf geführt. Während die Dominikanerinnen bereits sehr betagt sind, sind die Nonnen von der Gemeinschaft Chemin Neuf recht jung. Ich hatte ein sehr interessantes Gespräch mit der jungen Nonne, die für uns Speisesaal zuständig war. Sie sind sehr aufgeschlossen und bringen frischen Wind in das Kloster. Alle Informationen zu dem Kloster gibt es unter https://www.haus-bethanien.ch/de/ .

Natürlich gibt es in dem Kloster auch die üblichen Andachtszeiten wie das Complet am Abend. Ich finde, es lohnt sich immer, daran teilzunehmen und sich mal darauf einzulassen.

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