Schweizer Jakobsweg – Tag 12

Schweizer Jakobsweg – Tag 12

Freitag, 25.06.2021: Von Amsoldingen über Rueggisberg nach Schwarzenburg (30 km)

Für den nächsten Tag hatte ich mir Rueggisberg als Ziel ausgeschaut. 20 km immer leicht ansteigend schienen mir eine gute Etappe zu sein. Dort sollte es auch ausreichend Unterkünfte geben, so dass ich nicht reservierte, sondern einfach drauf losging. Doch zunächst genoss ich ganz allein mein vorbereitetes Frühstück, packte meine frisch gewaschenen Sachen ein und machte mich gegen 8:30 Uhr auf den Weg.

Mein Weg führte direkt an der Kirche von Amsoldingen vorbei und ich nahm mir etwas Zeit, die schöne Kirche zu betrachten. Der Messner war gerade anwesend, um die Kirche zu schmücken und freute sich, dass er mir etwas über die Geschichte und Besonderheiten der Kirche erzählen konnte.

Kleiner Ort – schöne (große) Kirche

Kaum war ich wieder draußen, kam mir meine Vermieterin von ihrem Morgenspaziergang entgegen. So gab es noch einen netten Smalltalk (bei dem ich natürlich nicht verraten habe, dass ich Waschmaschine und Trockner genutzt habe) und ich machte mich dann endgültig auf den Weg.

Der Weg war abwechslungsreich und hügelig, aber es waren nicht mehr die großen Berge, wie vorher im Herzen der Schweiz. Es galt bis auf den Rueggisberg auf 928 m zwar noch mal 500 Höhenmeter zu überwinden, aber es waren eher sanfte Steigungen.

Es knallte recht laut rund um den Waffenplatz von Thun

Zunächst freute ich mich nach etwa 1,5 Stunden Marsch in Blumenstein eine Bäckerei mit ‚richtigem‘ Kaffee zu finden. Dazu gab es dann noch ein frisches Croissant und ich konnte mich gestärkt auf den weiteren Weg machen. Als nächstes kamen Wattenwil – nicht zu verwechseln mit Watwil 😊 – dann der Ort Riggisberg – nicht zu verwechseln mit Rueggisberg, das ich gegen 14:30 Uhr erreichte.

Rueggisberg ist ein netter kleiner Ort mit einem kleinem Geschäft und einer Klosterruine. Das war es dann aber auch schon. Nachdem in dem kleinen Laden mich mit Proviant versorgt hatte, fragte ich mich, was ich hier den ganzen Nachmittag machen sollte?

Die Schlafende vom Rueggisberg 😊
Die Reste der Klosterruine
Der weitere Weg war dann doch zu verlockend

Ich schaute mir zunächst noch in Ruhe die Klosterruine an und beschloss dann gegen 15:00 Uhr doch noch weiterzulaufen bis nach Schwarzenburg, den nächst größeren Ort. Das waren zwar noch 10 km – also etwa 2,5 Stunden –zu laufen, aber es ging vor allem bergab oder in der Ebene dahin, so dass ich rechnen konnte, gut voran zu kommen. Zudem war es mein vorletzter Tag auf meiner diesjährigen Pilgerschaft und meine Überlegung war, dass ich dann am letzten Tag früher in Fribourg ankommen würde und mehr Zeit hätte, die Stadt zu besichtigen.

Du willst hier durch?
Wirklich?

Es zeigte sich, dass es eine gute Entscheidung war. Ich kam tatsächlich gut voran, und erreichte Schwarzenburg gegen 18:15. Ich war übrigens am Morgen von Amsoldingen aufgebrochen, ohne eine Übernachtung zu reservieren. Das kam mir in Rueggisberg zu Gute, hieß aber auch, dass ich in Schwarzenburg erstmal eine Unterkunft suchen musste. Ich ging erstmal ins Zentrum des Strädtchens und begann dann zu telefonieren. Beim ersten B&B in meiner Liste gab es leider keinen Platz, weil die Enkelkinder zu Besuch waren. Beim zweiten B&B ging niemand ans Telefon. Ich wurde schon etwas nervös, doch beim dritten Versuch klappte es. So kam ich zu Peter Christen, der mich im ehemaligen Kinderzimmer seiner bereits erwachsenen Tochter einquartierte. Es war aber wirklich sehr nett.

Und wie so oft, kam das Beste wieder mal zum Schluss. Nachdem ich schnell geduscht hatte, ging ich wieder den Weg ins Städtchen und entschied mich, in einer Pizzeria im Zentrum zu essen. Das war sehr nett und sehr lecker. Als ich dann zurück in die Herberge kam, stand Herr Christen im Garten an einem großen Eisenbahnsignal. Neugierig fragte ich ihn, ob er Eisenbahner sei. Die Frage war der Beginn zu einem sehr interessanten Gespräch und einem interessanten Lebenslauf. Denn er wäre gerne Eisenbahner geworden, wurde aber wegen einer Hörschwäche nicht bei der Schweizer Bahn genommen. Stattdessen ging er dann zur Polizei und wurde KaPo – Kantonspolizist. Er hatte viele nette Geschichten auf Lager und drückte mir am Ende noch ein Büchlein in die Hand, in der er die besten Anekdoten festgehalten hatte. Die las ich mir im Bett dann noch durch und es wurde etwas später, bis mir schließlich die Augen fast zufielen.

Praktische Tipps

Wer sich über Rueggisberg informieren möchte, findet auf der Gemeindehomepage alle wichtigen Informationen zum Ort und zur Klosterruine.

Mein Unterkunft in Schwarzenburg war im B&B bei Peter Christen und seiner Frau. Sehr nett und sehr zu empfehlen.

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