Schweizer Jakobsweg – Tag 14

Schweizer Jakobsweg – Tag 14

Montag, 16.05.2022: Von Fribourg über Abtei Hauterive nach Orsonnens (25 km)

Ein knappes Jahr später war ich wieder in Fribourg. Ich kam am frühen Sonntagnachmittag am Bahnhof an, nahm wieder den mir bereits bekannten Weg zum Franziskaner-Kloster und hatte dann noch ausreichend Zeit, mir die Sehenswürdigkeiten in Fribourg anzuschauen, die ich letztes Jahr aus Zeitmangel auslassen musste.

Diesmal war ich nicht allein im Kloster. Zunächst traf ich Hermann aus Österreich, der von seiner Heimat Linz in einem Rutsch bis Santiago laufen wollte. Er erzählte mir, dass er passionierter Bergläufer sei. So waren Tagesetappen von 50 km kein Problem für ihn. In Fribourg hatte er sich allerdings mit seiner Frau getroffen und bewohnte eines der Privatzimmer, die das Kloster zur Verfügung stellt. Ich hatte wieder mein Pilgerzimmer belegt, das ich vom letzten Jahr kannte und hatte es wieder ganz für mich allein. Im Zimmer nebenan war aber Monika, eine Frau aus dem Allgäu. Wir sprachen kurz miteinander, bevor ich mich auf den Weg in die Stadt machte.

Monika und ich trafen uns dann später zufällig in der Stadt, wo wir beide auf der Suche nach einem Restaurant für das Abendessen waren. Wir waren uns einig, dass Essen zu zweit deutlich mehr Spaß macht, als alleine zu essen und fanden dann auch schnell etwas Passendes.

Nach dem Abendessen besuchten wir gemeinsam noch die Abendmesse im Kloster. Dort sang der Universitäts-Chor von Fribourg, der alle Anwesenden anschließend noch auf einen Apero in den Klostergarten einlud. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob wir wirklich eingeladen waren, aber wir genossen den Abend mit den Sängern und einem Glas Bier.

Ich startete am nächsten Tag in der Früh vom Kloster. Monika hatte ihre Pilgerreise in Fribourg beendet und ich machte mich allein auf den Weg. Da es im Kloster kein Frühstück gab, versorgte ich mich im Bahnhof noch mit Kaffee und Croissant. Dann ging es durch die Vororte von Fribourg hinaus.

In einem der Vororte rief mir plötzlich jemand „Buen Camino“ hinterher. Überrascht drehte ich mich um und sah einen Bauarbeiter an einer Baustelle stehen. Ich ging auf ihn zu und begann ein kurzes Gespräch mit ihm. Er erzählte mir, dass er letzten Winter den Camino del Norte in Spanien gegangen war. Es muss sehr kalt und nass gewesen sein, aber er schwärmte trotzdem von dem Erlebnis.

In der Folge traf ich tatsächlich einige Pilger, die auf dem Weg unterwegs waren und denen ich die nächsten Tage immer wieder begegnen sollte. Ich ging aber ganz allein meinen Weg und machte noch einen Umweg über die Abtei Hauterive. Das Gelände der Abtei war sehr schön, aber die Abtei und die Kirche selber waren leider wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.

Wunderschön gelegen – die Abtei Hauterive

Gegen Mittag kam ich an einem kleinen Käseladen vorbei und freute mich schon, dass ich mich wieder mit gutem Schweizer Käse versorgen konnte. Leider war der Laden geschlossen. Die Besitzerin sah mich aber und kam schnell über den Hof geeilt. Sie würde mir gern öffnen, wenn ich etwas brauche. Da sagte ich natürlich nicht nein und freute mich, dass ich alles bekam, was ich für eine gute Mittagsjause brauchte.

Der kleine Käseladen – nur für mich geöffnet 😊

Gegen 16 Uhr kam ich schließlich im Kloster Notre Dame de Fatima in Orsonnens. Es war etwas seltsam, da alles offen war, aber niemand zu sehen war. Ich ging hinein und rief, fand aber nur einen Bauarbeiter, der an einer Baustelle im Keller beschäftigt war. Es stellte sich heraus, dass er einer der Mönche war, die in dem Kloster lebten. Ich erfuhr, dass jeder der Mönche zumindest halbtags einer Arbeit nachgehen musste. Viele arbeiteten deshalb bei umliegenden Firmen. Er aber war mit Bauarbeiten an den Klostergebäuden beschäftigt.

Im Klosterhof

Alle Mönche in dem Kloster waren vietnamesischer Abstammung und hörten einem vietnamesischen Orden an. Der Mönch, den ich getroffen hatte, zeigte mir dann das Kloster und das Zimmer und sagte mir, dass es um 18:00 Abendessen gab.

Mein Zimmer im vietnamesischen Kloster …
… und mein Abendessen

Da ich der einzige Gast an diesem Abend im Kloster war, musste ich auch mein Essen ganz allein zu mir nehmen. Nach etwa einer halben Stunde kam dann der Prior des Klosters, stellte sich mir vor und fragte dann, ob ich noch einen Kaffee möchte und wie lange ich noch brauchen würde. Er müsste dann nämlich noch den Abwasch machen. Natürlich ließ ich mir den Kaffee nicht entgehen und bot ihm im Gegenzug an, dass ich gerne beim Abwasch helfen würde. Er nahm das Angebot sofort an und war glaube ich froh, dass ich spülte und er abtrocknen konnte 😊. Nebenbei erzählte er mir ein paar Einzelheiten zum Kloster und seinem Orden.

Es war ein sehr lauer Abend, und ich schaute mich im Ort Orsonnens noch etwas um. Ich fand auch eine Gaststätte, die aber, wie es aussah, endgültig geschlossen war. Schade eigentlich. Ein Feierabend-Bier auf der Terrasse wäre sehr nett gewesen.

Praktische Tipps

Details wie E-Mail-Adresse und Telefonnummer zum Monastère Notre-Dame de Fatima gibt es unter https://camino-europe.eu/de/eu/switzerland/jakobswege-schweiz/amsoldingen-romont/friboug-romont/orsonnens/monastere-notre-dame-de-fatima/

Informationen zur Abtei Hauterive finden sich unter https://www.abbaye-hauterive.ch/de/die-gemeinschaft

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