Münchner Jakobsweg – Tag 4
Samstag, 19. August 2017 – Von Schondorf nach Wessobrunn
(26 km)
Ich hatte ja gesagt, dass mich der Jakobsweg-Virus befallen hatte. Und solange ich in Heimatnähe war, konnte ich ja auch flexibel wieder starten. Nach nur gut zwei Monaten war ich deshalb wieder unterwegs. Mit der S-Bahn nach Schondorf, wo ich im Juni aufgehört hatte, und von dort weiter.
Klar, dass ich erst nochmal die St. Jakob-Kirche in Schondorf besuchte. Was konnte ein besserer Startpunkt sein für meine zweite Etappe des Jakobswegs. Danach ging es immer am Ufer des Ammersees entlang, fast immer abseits des Verkehrs auf Wander- und Radwegen, häufig durch kleine Waldabschnitte, über Utting bis nach Dießen. Obwohl mich meistens ein leichter Nieselregen begleitete, genoss ich die schöne Gegend.
In Dießen genehmigte ich mir Kaffee und Kuchen zum Mittag und bewunderte das Marienmünster, eine wirklich schöne Kirche, bevor ich mich auf die restlichen 13 km Richtung Wessobrunn machte. Jetzt ging es weg vom Ammersee und ich lief durch ausgiebige Wald- und Feldgebiete. Nach einer kurzen Rast am Mechtildsbrunnen, dessen Wasser gegen Augenleiden helfen soll, ging es tiefer in den Wald. Jetzt wurde mir bewusst, dass es einige Tage vorher heftige Unwetter mit Sturm gegeben hatte, denn es lag der eine oder andere Baum noch quer über den Weg und ich musste mir manchmal mühsam einen Weg um die Bäume herum suchen.
Das Kloster Wessobrunn wird nicht mehr als Kloster geführt, sondern wird recht liebevoll als Kunst- und Kulturraum genutzt. Allerdings heißt das auch, dass es dort keine Unterkünfte mehr gibt. Aber kurz vor Wessobrunn und auch im Ort selbst gibt einige nett gestaltete Herbergen.
Ich bin in der Walserherberge untergekommen, die von Gerhard und Johanna Thiel liebevoll geführt wird. Gerhard kredenzte mir direkt ein Willkommensbier, das ich sehr zu schätzen wusste, nachdem ich 26 Kilometer gelaufen war.
In der Herberge traf ich auch meinen ersten ‚richtigen‘ Mitpilger. Werner aus der Schweiz war in München gestartet und hatte vor, bis nach Einsiedeln, dem größten Kloster der Schweiz, zu gehen. Was er sicher nicht wissen konnte, war, dass er mir damit meinen weiteren Weg durch die Schweiz bereits einimpfte. Wir kamen sofort ins Gespräch und gingen dann auch gemeinsam zum Abendessen in den Gasthof Zur Post, einem wirklich urigen und alten Gasthaus. Auch essen und trinken ließ sich dort ausgezeichnet.
Es war auf jeden Fall ein guter Start in meinen zweiten Jakobswegsabschnitt.
Praktische Tipps:
Empfehlen kann ich auf jeden Fall die Walserherberge. Ein sehr netter Herbergsvater der auch Tipps für den weiteren Weg gibt, ein gutes Bett und ein sehr gutes Frühstück.
Zum Essen gibt es meines Wissens keine Alternative zum Gasthof Zur Post. Allerdings kann ich die auch uneingeschränkt weiterempfehlen.
Was ich mir in Wessobrunn nicht angeschaut habe – und im Nachhinein muss ich sagen leider! – ist die Tassilo-Linde, die 1000 Jahre alt sein soll. Die steht wenige Hundert Meter vom Kloster entfernt. Also hingehen und anschauen, auch wenn einem die Füße vielleicht schon weh tun!