Münchner Jakobsweg – Tag 9

Münchner Jakobsweg – Tag 9

Dienstag, 17. Juli 2018 Von Geisenried nach Kempten
(26 km)

Schon wieder der letzte Tag auf meinem Abschnitt. Aber ich wusste schon jetzt, dass ich in Zukunft meine Etappen länger laufen planen würde, so dass ich wenigstens eine Woche unterwegs war. Die Bundesstraße nach Geisenried hatte ich ja glücklicherweise bereits am Vortag hinter mich gebracht. Von Geisenried ging es dann ziemlich schnell abseits der Straßen in die Natur, die ich wirklich genießen konnte.

Schwarzer Engel am Wegesrand
Natur pur – Schmetterlinge begleiteten mich beim Weg durch die Wiesen

Über Osterberg und Oberthingau ging es dann für etwa 10 km in den Kemptner Wald. Der Weg durch den Wald ist zwar wunderschön, aber ehrlich gesagt auch sehr einsam. Für etwa zwei Stunden war ich mitten im Wald, ohne auch nur einer Menschenseele zu begegnen oder irgendwelche zivilisatorischen Geräusche wahrzunehmen. Zudem war es leicht am Nieseln, aber der leichte Regen machte mir nicht viel aus. Erst als es auf die Kemptner Waldkapelle zuging, erspähte ich auf einem schnurgeraden Weg in der Ferne etwas, das sich bewegte. Ich kam überraschenderweise recht schnell näher und sah dann, dass dort auch ein Wanderer mit Rucksack unterwegs war.

Begegnungen der besonderen Art

War ich jetzt so schnell unterwegs oder war der Wanderer vor mir so langsam? Das Rätsel löste sich, als ich aufschloss und überholte. Es war ein wirklich sehr alter Mann, der gemächlich seines Weges ging. Nach zwei Stunden Einsamkeit war ich ehrlich gesagt froh, dass ich wieder ein menschliches Wesen sah und wir kamen natürlich ins Plaudern.

Der Mann erzählte mir, dass er 86 Jahre alt sei, wegen einer Krankheit das letzte viertel Jahr nicht rausgehen konnte und er heute zum ersten Mal wieder in seinem geliebten Wald unterwegs. „Zeit habe ich genug, da kann ich ruhig langsam gehen. Aber es ist so schön, dass ich endlich wieder in die Natur kann.“ Wenn man so etwas hört, geht einem natürlich das Herz auf und ich hoffe, dass ich mit 86 Jahren noch so viel Lebensfreude habe und so unterwegs sein kann, wie dieser alte Herr.

Jakobsweg – da gehören Muschlen dazu
Überreste einer alten Befestigungsanlage

An der Waldkappelle waren dann bereits einige Radfahrer und ich gesellte mich zu ihnen, um Rast zu machen. Der Rest des Weges war dann nicht mehr so einsam. Kurz vor Kempten kam ich dann am schön gelegenen Bachtlweiher vorbei, bevor ich dann langsam in die Randgebiete von Kempten kam. In der Erinnerung war ich bestimmt noch eine Stunde unterwegs, bis ich endlich am Kemptener Bahnhof ankam.

Da hieß es mal wieder Abschied nehmen vom Münchner Jakobsweg. Aber die Vorfreude auf die nächsten Abschnitte war bereits spürbar 😊.

Praktische Tipps:

Nach fast zwei Stunden durch den Kemptner Wald bietet sich die Waldkapelle als ideale Rast an. Allerdings muss man sich seine Jause selber mitbringen.

Einkehren kann man am Bachtelweiher Garten. Der ist wirklich idyllisch gelegen.

Wenn man in Kempten übernachten will, ist wahrscheinlich das Jugend- und Familiengästehaus eine ganz gute Adresse für eine relativ günstige Unterkunft.

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