Münchner Jakobsweg – Tag 2
Samstag, 10. Juni 2017 – Von Kloster Schäftlarn zum Kloster Andechs (27 km)
Nach einem guten Frühstück und einer herzlichen Verabschiedung durch meine AirBnB-Familie ging ich frohgemut auf meine zweite Etappe. Mein Ziel war Kloster Andechs, das einzige Kloster auf dem Münchner Jakobsweg, in dem man als Pilger noch übernachten kann.
Ich erinnere mich, dass es noch recht frisch war am Morgen, nachdem am Abend ein Gewitter durchgezogen war. Die wärmende Sonne wurde aber langsam immer kräftiger . Und ich war so in Gedanken, dass ich glatt die erste Abzweigung verpasste. Nachdem ich den ersten Tag ja auf eigenen Wegen gelaufen war, war mir das Ausschauhalten nach der Jakobsmuschel noch nicht so vertraut. Da es aber schon nach etwa 200 m nicht mehr wirklich sinnvoll weiterging, drehte ich um und entdeckte dann auch die Muschel, die auf die Abzweigung hinwies. Es war aber tatsächlich das einzige Mal, dass ich auf dem Münchner Jakobsweg eine Abzweigung übersehen habe. Der Weg ist wirklich wunderbar ausgeschildert.
Es ging dann wieder durch Wälder und kleine Orte Richtung Starnberger See. Ich genoss die Ruhe, wurde von einer kleinen Pferde-Kutsche überholt und freute mich über eine kleine Jakobs-Kapelle am Weg. Idylle pur!
Gegen 11 Uhr kam ich dann nach Starnberg und an die Uferpromenade des Starnberger Sees. Was für ein Unterschied zur Ruhe des Weges, den ich bislang genossen hatte. Irgendwie fühlte ich mich deplatziert bei all den Menschen, die am See unterwegs waren, sich einen Platz auf der Liegewiese suchten, um das gute Wetter am See zu genießen. Und ich spürte es wirklich körperlich. Mal taten mir die Beine weh, mal das Knie, mal die Hüfte. Es war wirklich seltsam und ich war froh, den Weg durch Starnberg schnell zu finden und wieder rauszukommen aus dem Trubel.
Und ich war völlig baff, als ich dann in die Maisinger Schlucht kam. Ich kannte die vorher nicht, hatte nie davon gehört. Aber sie hat mich wirklich fasziniert. Ein wunderbarer Weg entlang des Maisinger Baches durch einen schönen Wald mit vielen, unterschiedlichen Eindrücken. Bis heute ein Highlight auf meinem Jakobsweg.
Kaum war ich aus der Schlucht heraus und kam in den Ort Maising, da lachte mir das Gasthaus Georg Ludwig entgegen. Genau zur Mittagszeit, mit einem wunderbaren Garten. Einen Wurstsalat und ein Russ‘ (Weißbier mit Limo) kamen gerade recht, um noch mal aufzutanken. Denn ich hatte noch ein paar Kilometer vor mir bis zum Kloster Andechs.
Ich erinnere mich gut, dass sich der Weg hinter Maising bis zum Kloster wirklich zog. Es war erst meine zweite Etappe. So richtig hatte ich die Einschätzung, wie lange ich dann doch unterwegs bin, noch nicht raus. Als ich dann auf einem Hügel eine Art Kirchturm sah, wähnte ich mich endlich am Ziel. Aber beim Näherkommen entpuppte sich das als eine Jugendhaftanstalt und ich musste einsehen, dass ich noch weitere 5 Km vor mir hatte.
Irgendwann erkannte ich dann aber doch den „Heiligen Berg“ und ich merkte, wie mein Schritt wieder leichter wurde und das Kloster mich magisch anzog. Nach kurzer Suche fand ich dann auch die richtige Pforte und ich wurde freundlich empfangen. Mir wurde der Weg zu meinem Pilgerzimmer erklärt. Es war ein Viererzimmer, aber ich hatte es für mich allein. Mit vier Personen wäre es aber auch vermutlich ungemütlich geworden, denn es war doch recht klein und mit den vier Betten wirklich vollgestellt. Ich bemerkte noch zwei weitere Pilger, die in einem anderen Zimmer untergebracht waren. Ich erinnerte mich, sie mittags im Gasthaus gesehen zu haben. Wir sprachen kurz miteinander, aber kamen nicht wirklich ins Gespräch. Auch das kommt vor, wobei ich in der Folge eigentlich immer sehr nette Kontakte mit meinen Mitpilgern hatte.
Ich nutzte den Rest des schönen Tages, um mich im Kloster mit seinen sakralen Gebäuden, seinem betrieblich als Brauerei genutzten Teil, sowie dann intensiver mit seinen Biergärten und seinen Gaststätten vertraut zu machen. In einem der Gebäude feierte eine Hochzeitsgesellschaft, wie man an der Kleidung der Gäste unschwer erkennen konnte. Ich suchte mir einen Platz zum Abendessen in einer der Brauereigaststätten des Klosters. Am späteren Abend, als dann alle anderen Besucher langsam das Kloster-Gelände verließen, während ich bleiben konnte, machte sich ein ganz besonderes Gefühl bei mir breit. Ich muss zugeben, ich fühlte mich da schon privilegiert und genoss die einkehrende Ruhe.
Praktische Tipps:
Ich bin jetzt auf dem offiziellen Münchner Jakobsweg. Für die Etappenplanung habe ich vor allem die Informationen der sehr informativen Webseite von Monika und Reinhold Hanna genutzt. Dort gibt es alles bis hin zu Übernachtungsmöglichkeiten und Höhenprofilen.
Das Gasthaus Georg Ludwig habe ich ja oben im Text schon erwähnt. Es kommt nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke und passte zumindest bei meiner Tagesplanung perfekt für die Mittagspause.
Das Kloster Andechs ist ein wunderbarer Etappenort. Die Übernachtung für Pilger ist sehr ursprünglich und preiswert. Allerdings habe ich gelesen, dass es während der Corona-Pandemie nicht möglich sei, dort zu übernachten. Alle Informationen zur Übernachtung gibt es hier.
Alle weiteren Informationen zum Kloster Andechs gibt es auf der umfangreichen Webseite.