Schweizer Jakobsweg – Tag 3

Schweizer Jakobsweg – Tag 3

Mittwoch, 29.05.2019 Von St. Peterzell nach Eschenbach (28 km)

Nach einem guten Frühstück machten wir uns auf Richtung Wattwil, das etwa 10 km entfernt war. Der Regen hatte zwar nicht ganz aufgehört, war aber deutlich schwächer als am Vortag. Es ging vom Necker-Fluss gleich wieder 5 km kräftig bergauf bis zum Aussichtspunkt Scherrer, der fast auf 1000 m lag. Danach ging es dann recht schnell wieder bergab, bis wir gegen Mittag Wattwil erreichten.

Vom Necker ging es gleich in der Früh…
… wieder ordentlich bergauf.

Ich glaube, es war eine Erlösung für Marion, dass Wattwil einen Bahnhof hat. Die letzten beiden doch anspruchsvolle Tage hatten ihr doch stark zugesetzt und Muskeln und Gelenke schmerzten inzwischen ziemlich. Etwas vorsichtig fragte sie mich, ob es ok ist, wenn sie von hier den Zug nimmt und zurück an den Bodensee fährt. Meine Gegenfrage war, ob es in Ordnung ist, wenn ich noch zwei Tage weitergehe. Na klar war es für beide in Ordnung, denn jeder merkte, dass es für den jeweils anderen das Beste ist. Wir suchten einen passenden Zug raus und lösten schonmal die Fahrkarte. Dann suchten wir uns ein Café, wo wir es uns noch mal mit Kaffee und Kuchen gut gehen ließen und wir die letzten beiden Tage noch mal Revue passieren ließen. Es war großartig, zweieinhalb Tage gemeinsam zu laufen und es waren unvergessliche gemeinsame Erlebnisse.

Die Kühe sind sehr neugierig, wenn endlich mal jemand vorbeikommt
Marion als Tierflüsterin 😊

Bevor ich gegen 13:30 Uhr wieder aufbrach, machte ich noch meine Unterkunft klar in Eschenbach. Dort war man zwar etwas besorgt, dass ich erst spät dort ankomme, aber ich war noch voller Energie und versicherte, dass ich bis ca. 18:00 Uhr dort sein werde.

Ich war also wieder mit mir allein auf dem Jakobsweg – wie fast immer bisher. Auch wenn ich es sehr schade fand, dass Marion nicht mehr dabei war, so merkte ich trotzdem schnell, dass mir das beim Pilgern wenig ausmacht und ich wieder gut mit mir selbst auskam.

Nach zwei Tagen Regen klart es endlich ein wenig auf 😊

Die ersten vier Kilometer gingen zwar noch mal kräftig bergauf mit etwa 400 Hm, aber danach ging es recht gleichmäßig bergab. Der Aufstieg führte an der Burg Iberg vorbei, die ich natürlich nicht auslassen konnte und die ich mir noch kurz anschaute. Nachdem ich den höchsten Punkt bei Heid mit 985 m erreicht hatte, ging es – bei immer besser werdendem Wetter – über eine offene Wiesenlandschaft und durch einige schöne Dörfer mit interessanten Kirchen weiter bis nach Eschenbach.

Gut erhaltener Trum der Burg Iberg
Historischer Übergang auf dem Jakobsweg

Besonders gefallen haben mir die offenen Verpflegungsstationen auf dem Weg, die einfach einladen, kurz zu verschnaufen und etwas zu trinken. Obwohl ich mir auch noch die am Wege liegenden Kirchen in Ruhe ansah, kam ich tatsächlich kurz nach 18:00 Uhr in meiner Privatunterkunft an.

Wer kann da widerstehen?
Leckerer Apfelsaft für 1 Franken
Sehr individuell gestalteter Kirchenraum

Dort wurde ich sehr freundlich empfangen. Nach einer warmen Dusche gab es ein gemeinsames Abendessen mit den Gasteltern und sehr interessante Gespräche über den Jakobsweg und Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Deutschland und der Schweiz.

Kurz vor Eschenbach
Angekommen in meiner Herberge für eine Nacht. Ein sehr schönes Zimmer!

Praktische Tipps

Es ist ein großer Vorteil in der Schweiz, dass es ein sehr enges und gutes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln gibt. Gerade, wenn man den Weg wie ich in Etappen geht, kann man von fast überall gut abreisen und beim nächsten Mal auch wieder hinkommen.

Bei den Unterkünften muss man wirklich schauen, wo man günstige Übernachtungsmöglichkeiten findet. Zum Glück gibt es einige Familien, die privat Zimmer für Pilger bereitstellen. Hier muss man mit etwa 50 -70 EUR pro Nacht inkl. Abendessen und Frühstück rechnen. Adressen gibt es unter https://camino-europe.eu/de/eu/switzerland/jakobswege-schweiz/ .

Zudem sollte man immer ausreichend Franken dabei haben, denn Privatleute akzeptieren natürlich keine Karten und nehmen nur sehr ungern Euro.

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